Dienstag, Januar 01, 2008

Editorial

Die Projekt-Domain Antisemitismus.de diente seit 1998 dem Streit mit denen, die mit Sonntagsreden und Kranzniederlegungen nicht erreichbar sind.

1998 war das Jahr, in dem Martin Walser die Verjährung der Schuld anmahnte, als könne Schuld verjähren wie einfache Strafbarkeiten, als sei das Bekenntnis zur historischen Schuld Deutschland anderes als Verantwortung für den kritischen Umgang mit Geschichte und für die Gegenwart.

Konnte dieser Streit geklärt werden? Diesen Eindruck haben wir nicht.

"Wann ist Schluss mit dem Gesuhle in der Schuld?" - Solche Fragen kommen zu oft auch von Leuten, obwohl sie gelesen haben, dass es weder um kollektive Schuld noch kollektive Unschuld geht, aber so tief sitzen bei vielen Menschen die Schuldkomplexe, so tief verletzt ist der Nationalstolz, dass sie die historische Wahrheit als kollektiven Schuldvorwurf auffassen - und auch aus Trotz in erneuten Antisemitismus verfallen.

Wenn wir es uns in Debatten leicht machen wollen, sagen wir mitunter, dass wir solange gegen die Judenanfeindung unterwegs sein werden, wie es sie gibt, wie jüdische Friedhöfe geschändet werden, wie es Produzenten und Abnehmer antisemitischer Schriften gibt - solange darf kein Wegsehen, sondern soll Auseinandersetzung und Strafverfolgung sein.

msr Initiative-Dialog 200803

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